Der "Wilde Westen" - wie er wirklich war
Da ist er nun - der "Wilde Westen". Genauso, wie wir ihn alle aus unzähligen Hollywood-Filmen und Büchern kennen.

     
Genau diese Landschaften verbinden wir mit dem, was uns der "Wilde Westen" bedeutet und...

     
     
.....genau diese Bilder und "Alltags-Szenen" haben wir vor unserem Auge, wenn jemand beginnt, über den "Wilden Westen" zu sprechen.

Aber..............so war er nicht - jedenfalls nicht immer und schon gar nicht überall!!!

Und - wie und was war er denn nun - der "Wilde Westen"? War er wild?
Ja!!! Und ob!!! WILD und SCHÖN!!!
Jedenfalls wenn man zuerst landschaftlich an die Sache heran geht. Und genau da wollen wir beginnen.
1776 - Amerika hatte sich vom britischen Mutterland abgenabelt und war dabei, einen neue Nation zu gründen. Eine Nation, die auf  Gleichheit und Ebenbürtigkeit aller Menschen gegründet werden sollte. In ihrer Verfassung verbürgte diese Nation allen ihren Bürgern ein: "...Recht auf Freiheit und Glück". Und zu diesen Rechten gehörte auch der Anspruch auf Land- und Grundbesitz. Amerika wollte zum Vorreiter der Menschlichkeit und Brüderlichkeit auf der ganzen Welt werden.
Das alles sprach sich natürlich in der Welt herum und bald setzte ein wahrer Run auf die neue Welt ein. Aus allen Staaten des alten Europa und auch aus Asien machten sich Menschenmassen auf den Weg, um diese versprochenen Rechte zu finden und wahrzunehmen. Und bald platzten die Gebiete im Osten entlang der Atlantikküste aus allen Nähten. Es blieb nur ein Weg - der Weg nach Westen.


Das war der Startschuß zu dem, was wir allgemein als die Eroberung des Westens kennen. Allerdings war es eine langsame Eroberung, da allein auf Grund der damaligen Mobilität ein größeres Schrittmaß überhaupt nicht möglich war und auch die Schwierigkeiten des Weges oft unterschätzt wurden. Denn neben den Ureinwohnern, die sich zunehmend in die Enge getrieben sahen und die bei den verbürgten Rechten der Verfassung in keiner Weise als Bürger dieses Landes gesehen wurden, stellte sich auch das Land selbst, seine Natur, den "Eroberern" in den Weg.


Und nun sind wir da - in den Landschaften des "Wilden Westens".
Die Besiedlung ging vom Osten - von der Atlantikküste - und vom Nordosten - aus dem Bereich der "Großen Seen" - her vor sich. Hatten die Siedler in diesen bereichen noch weitestgehend eine Landschaft vorgefunden, die sie bereits aus ihren Heimatländern kannten, so kamen sie nun in Landstriche, die so ganz anders waren als alles das, was sie bisher gewohnt waren. Es erwartete sie eine Gras- und Buschsteppe, die im Sommer mit unerträglich hohen Temperaturen alles Wasser im weiten Umkreis verdunsten ließ und im Winter klirrende Kälte brachte. Allein der Wassermangel führte dazu, daß sich immer mehr Siedler auf den Weg machten, um im Westen besseres Land zu finden. Die, die blieben, versuchten sich mit Viehzucht zu ernähren. Allerdings war hierfür eine sehr große Fläche von nöten. Das führte dazu, daß sich im Laufe der Zeit nur die stärksten und vielleicht auch skrupellosesten durchsetzten und diejenigen, denen diese Eigenschaften fehlten nur noch die Möglichkeit hatten, sich bei diesen zu verdingen oder eben den beschwerlichen Weg westwärts anzutreten. Diese ganze Situation und die vereinzelt auftretende Gewalt, gründete schon in dieser Zeit den Ruf, der dem "Westen" - hier sicher mehr dem Mittleren Westen - bis zum heutigen Tage anhängen sollte.


Aber folgen wir denjenigen, die sich gezungen sahen, ihren Weg weiter nach Westen fortzusetzen.
Sie alle waren auf der Suche nach dem "gelobten Land" und es gab nicht wenige, die sich anboten - natürlich gegen ein entspechendes Entgeld - diese Menschen mit all ihren Hoffnungen dorthin zu führen. Es wurden Trecks zusammengestellt, die dann unter der Leitung dieser mehr oder weniger kundigen Führer Richtung Westen zogen. Und sie zogen in ein Land, daß vor ihnen nur wenige Weiße betreten hatten.


Diese wenigen Weißen waren Fallensteller, Pelztierjäger und sicher auch ein gewisser Prozentsatz an Glücksrittern. Abgesehen von den letzteren hatten sich diese weitestgehend mit den Ureinwohnern arrangiert. man kam sich so wenig wie möglich in die Quere und respektierte sich gegenseitig. Da ihre Zahl sehr gering war, drohte den Ureinwohnern auch keine Gefahr von ihnen. Im Gegenteil - durch Handel und Wandel  sorgten beide Parteien dafür, daß man gegenseitig von Erfahrungen und Ausrüstungen profitieren konnte. Es war eine gemächliche - heute würde man fast sagen - eine romantische Zeit. Jedoch sollte man sich auch vor Augen halten, daß diese Menschen tagtäglich für ihren Lebensunterhalt zu kämpfen hatten. Wollten sie essen, mußten sie jagen. War nichts zum Jagen da, mußten sie hungern. Eine Vorratswirtschaft war nur im geringen Maße möglich - wer wollte schon sein Leben lang Trockenfleisch essen?!Und alles in allem hielt sich somit die "Romantik" in Grenzen.
Dieser eben beschriebene Prozeß spielte sich natürlich nicht in Monaten ab - auch nicht in Jahren. Es vergingen viele Jahrzehnte, bis der "Menschenandrang" aus dem Osten die Gebiete um die Black Hills im heutigen South Dakota erreicht hatte.


Wir schreiben das Jahr 1862. Im Osten des Kontinents beginnt der Bürgerkrieg. In den folgenden drei Jahren werden viele, viele Menschen sterben. Sie werden fallen, weil man ihnen eingeredet hat, daß die jeweils andere Partei die Verkörperung des Bösen ist und weil sie ihren Führern glaubten. Die Tragik hierbei ist, daß in diesem Krieg Bruder auf Bruder schießt, der Sohn den Vater tötet und der Freund den Freund. Und alles nur, um wirtschaftliche Interessen der im Osten sich entwickelnden Großindustriellen durchzusetzen. Dabei war der offizielle Grund - Nord gegen Süd, die Abschaffung der Sklaverei (wobei die Sklaven ähnlich wie die Ureinwohner bei der Proklamierung der Verfassung "irgendwie" vergessen wurden) und Süd gegen Nord, die Wahrung ihrer "verbürgten Rechte auf Sklavenhaltung" - nur ein Vorwand, der sich aber sehr gut ausnutzen ließ, um hier ganze Familien zu zerreißen und in ihr Unglück zu stürzen.


Es war einfach nur grausam, unmenschlich und obszön, wie hier mit den Gefühlen der Kämpfer und unmittelbar damit mit ihrem Leben umgegangen wurde. Allerdings sei eines noch angemerkt. Dieser Wahnsinn war nicht allein durch die amerikanischen Mächtigen gepachtet. In der ganzen Welt herrschte zu dieser Zeit eine Auffassung von Treue, Ehre und Mut, die sich sehr gut für rein wirtschaftliche Interessen ausnutzen ließ. Man schaue sich nur zu dieser Zeit in unserer unmittelbaren Umgebung um.


So schlimm dieses Kapitel der amerikanischen Geschichte auch war - es berührt uns im Westen vorerst nur periphär.


Aber gerade zu dieser Zeit kam es in den Black Hills und an anderen Orten zu Goldfunden. Sicher waren Goldvorkommen schon länger bekannt, jedoch war nun eine Zeit gekommen, in der die Nachricht davon ihre Runde gemacht hatte. Es setzte eine wahre Hysterie ein. Jeder wollte in den Westen und Gold finden. Neben Leuten, die sich wirklich nur durch ihrer harten Arbeit Ertrag ein besseres Leben aufbauen wollten, kamen auch Meschen, denen ein Menschenleben nur soviel bedeutete, wie es ihnen nicht im Wege stand. Und eben diese Leute ließen keine Möglichkeit aus, um an ihr Ziel - Gold oder Geld - zu kommen.


Es bildeten sich Banden, deren Namen noch heute einen wohlbekannten Klang haben - durch unzählige Filme verklärt und doch eben nur das, was sie immer waren. Räuber und Mörder! Und diese Namen stehen eben noch heute für das, was der "Wilde Westen" angeblich gewesen sein soll. Jesse & Frank James, William H.Bonney (Billy the Kid), Butch Cassidy & Sundance Kid, die Daltons - alle diese Namen sind heute mit dem verknüpft, was für viele der "Wilde Westen" war.


Aber das ist viel zu einfach. Niemand würde auf den Gedanken kommen und die deutsche Geschichte auf einen Namen wie Schinder Hannes oder Massenmörder Hamann reduzieren zu wollen oder gar auf die Namen der Verbrecher, die Deutschland ab 1933 ins Unglück stürzten. Niemand würde behaupten, daß nur ein Jack the Ripper die britische Geschicht schrieb oder ein Strauchdieb irgendwo in der Normandie die französische. Aber ausgerechnet die Geschichte des Westens der Vereinigten Staaten wird genau auf solche Individuen reduziert.


Und das ist eine Beleidigung aller rechtschaffenden Menschen, die zu dieser Zeit und an diesem Ort ihren Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit verdienten und gleichzeitig ein Land erschlossen, dem jeder Meter abgetrotzt werden mußte. Sicher, auch die Namen berühmter Gesetzesvertreter kennt jeder - Wyatt Earp, Doc Holliday, Pat Garrett, Bad Masterson und Alan Pinkerton - und ihr Verdienst ist sicher sehr hoch. Aber auch ihre Namen werden nur im Zusammenhang mit Gewalt und Unrecht genannt, welche sie zwar bekämpften, die ihrer Person jedoch stehts und ständig zugeschrieben werden.
Aber nun weiter in der Geschichte - und wie sie eben wirklich war.
Ziehen wir also weiter - immer im Gefolge der Wagen-Tracks, die sich Tag für Tag durch die Weiten der Grassteppe quälten.


Immer mit dem einen Ziel vor Augen - Landbesitz. Glück und vielleicht auch Reichtum. Längst hatten sich Geschichten über ein Land breitgemacht, daß ganz im Westen liegen sollte und wo es neben weitem, fruchtbarem Land auch Gold in Massen geben sollte - Kalifornien. Dorthin wollten sie alle, denn die, die von dort zurück kamen, erzählten wahre Wunderdinge. Man dachte, das "gelobte Land" sei gefunden. Was aber die wenigsten wußten - und die es wußten, sagten es nicht weiter - zwischen den Grassteppen und dem "gelobten Land" lag noch eine brütentheiße Wüste und die Rocky Mountains mit ihren verheerend-kalten Wintern.


Viele von denen, die sich entschlossen hatten, den weiten Weg nach Westen zu gehen, kamen nie dort an. Sie wurden Opfer der Hitze in der Wüste oder der klirrenden Kälte in den Bergen der Mountains. Andere wiederum änderten auf Grund der Strapazen ihre Meinung und ließen sich entweder am Rande des Trails auf kargem Boden nieder oder suchten ihr Glück in einer Richtungsänderung nach Norden. Egal wie, aber nur wenige bevölkerten in den ersten Jahren der Eroberung des Westens die Gebiete, die heute allgemein mit dem "Wilden Westen" bezeichnet werden.

Das änderte sich jedoch schlagartig, als nach vielen Jahren Bauzeit und nach vielen und schweren Rückschlägen der Bau einer Eisenbahnlinie quer durch den amerikanischen Kontinent beendet werden konnte. Jetzt war es vielen - und vor allem relativ leicht - möglich, die Weiten des Mittleren Westens zu durchqueren und somit das Glück im Westen zu suchen. Und diese Möglichkeit wurde reichlich genutzt.


Waren in den vielen Jahren vorher nur sehr wenige Orte oder gar Städte entlang der vielen Trails entstanden, so explodierte jetzt regelrecht eine Besiedlungswelle, die die gerade errichteten Bahnstationen in Windeseile zu großen Städten werden ließ.

Und diese Städte hatten mit all dem zu kämpfen, was uns heute noch aus den großen Ballungsräumen unserer Zeit bekannt ist. Unkontrollierter Zuzug, Ver- und Entsorgungsprobleme, Wohnraumknappheit und steigende Kriminalität. Allerdings war es nun nicht so, wie es uns aus dem breiten Spektrum der Filme über die damalige Zeit bekannt ist. Es gab sicher vereinzelte Schießereien und andere Gewalttaten und sicher ließ auch der eine oder andere sein Leben, aber dies alles spielte sich in Maßstäben ab, die mit den heutigen kaum vergleichbar sind.


Mit Sicherheit sterben heute allein in New York in einem Monat mehr Menschen durch Gewalt, als es in der damaligen Zeit in einem Jahrzehnt war. Und auch in Deutschland werden in einem Jahr mehr Gewalttaten verübt, als zur damaligen Zeit im ganzen Territorium des Westens. Jedoch sei hier auch angemerkt, daß sich die Zahlen der Getöteten und Geschädigten nur auf die weißen Bewohner des Kontinents zur damaligen Zeit bezieht.


Rechnet man allerdings die Gewalttaten an den Ureinwohnern und den farbigen Sklaven mit ein, dann ergibt sich ein ganz anderes Bild. Diese Gewalt soll hier in keiner Weise unbeachtet bleiben und ihre Folgen sollen keinesfalls herabgespielt werden. Aber auch auf diesen Aspekt der Gegebenheiten im Westen Amerikas im 19. Jahrhundert eingehen zu wollen, würde jeden Rahmen dieser Homepage sprengen. Darum nur soviel - es war Unrecht und wird auch für alle Zeiten Unrecht bleiben, was den Ureinwohnern Amerikas angetan wurde. Sie, die eigentlichen Herren dieses Landes wurden getötet, vertrieben und in elenden Landschaften eingefercht. Ihnen wurde alles genommen und auf ihrem Besitz gründete sich einen Nation, die bis zum heutigen Tage mit ihrer Freiheit und Gleichheit argumentiert. Einer Freiheit und Gleichheit, die es nie gab und die bis zum heutigen Tage nicht erreicht wurde.
  
     
Das jedoch kann und darf in keiner Weise die Leistungen derer schmälern, die mit ihrem Blut und ihrem Schweiß den Westen erschlossen und somit ihren Traum verwirklichten. Sie - die einfachen Menschen, die durch Arbeit, Mühe und Last ein Land urbar machten und sich selbst einen Lebensraum schufen - sie sind die eigendlichen Helden des "Wilden Westens".
Des Westens, der so wild gar nicht war.

Und nun, zum Abschluß möchte ich hier noch ein paar Bilder anfügen. Diese Bilder sind Original-Fotos von Menschen, deren Namen noch heute mit dem "Wilden Westen" in Verbindung gebracht werden. Ich möchte ganz einfach damit erreichen, daß sich jeder selbst ein "Bild" von diesen Menschen machen kann und sieht, daß sie, ihre Gesichter und ihre Kleidung sehr wenig mit dem gemein haben, was aus den Western der Filmindustrie bekannt ist. Auch sie waren nur einfache Menschen - einfache Menschen bis zu dem Tage, an dem sie sich auf der einen oder der anderen Seite des Gesetzes aus der Masse hervorhoben und somit bis heute ihre Zeichen in der Geschichte des "Wilden Westens" hinterließen.
Aber - ihre Namen stehen nicht für das, was den "Wilden Westen" wirklich ausmachte. Dafür stehen viele hunderttausende unbekannter Namen - die Namen derer, die den Westen aufbauten und bewahrten.
Nur findet man leider keine Bilder von diesen.


Die "Outlaws"
Männer und Frauen, die sich gegen das Gesetz stellten
The Wild Bunch
v.l.n.r.: stehend: William Carver, Harvey Logan(Kid Curry)
sitzend: Harry Longbough(Sundance Kid), Ben Kilpatrick, Robert LeRoy Parker(Butch Cassidy)


William H. Bonney
(Billy the Kid)
Robert LeRoy Parker
(Butch Cassidy)
Harry Longbough
(Sundance Kid)
Harvey Logan
(Kid Curry)
    
Jesse und Frank James



Die "Jäger"
Männer, die im Namen des Gesetzes hart durchgriffen.

Wyatt Earp
Doc Holliday
Bad Masterson
Pat Garrett
        
Alan Pinkerton



Die "Grenzer"
Männer und Frauen, die immer dort waren, wo andere hin wollten.

William F. Cody
(Buffalo Bill)
Annie Oakley
"Wild" Bill Hickok


Ganz bewußt wurde hier nicht auf die Geschehenisse eingegangen, die sich mit den Belangen und den Umständen der "Befriedung" der Ureinwohner des amerikanischen Kontinents und der Rolle der militärischen Einheiten dieser Zeit dabei befassen. Gehören diese auch und ganz besonders in diesen Zeitraum und an diesen Ort, so werden sie doch spezieller auf den Seiten der
"7th U.S. Cavalry"
behandelt.